25 Jahre Theatergruppe "Mixed Pickles"


Loriot sagte einmal über sein Lieblingstier „ein Leben ohne Mops ist möglich aber sinnlos“. Auf unser Faible fürs Theaterspielen abgewandelt lautet der Satz: Ein Leben ohne Theaterspielen ist möglich aber sinnlos.

 

Der Beginn unserer schauspielerischen Ambitionen liegt in den späten 1980iger Jahren und hat mindestens zwei Quellen: Zum einen waren es Krippenspiele von Müttern in der katholischen Kirche zum anderen war es ein Kurs der VHS Kressbronn, der sich mit dem Titel „Kinder fordern uns heraus“ an junge Eltern wandte. Beiden Wurzeln gemeinsam ist, dass die Akteure sehr schnell merkten, dass sie Lust auf mehr, d. h. auf „richtiges“ Theaterspielen hatten. Den Anfang machte folgerichtig eine Gruppe von Müttern, die das Kinderstück „Benjamin“ 1989 in der Aula der Nonnenbachschule zur Aufführung brachte. Danach stießen auch Männer zur Gruppe, die Probenarbeit unter Anleitung der damaligen Regisseurin, Christine Kostritza-Widmann, wurde intensiviert. Eine Aufführung lag also in der Luft. 1990 kann somit als Gründungsjahr der Gruppe gelten, da sie sich erstmals in der noch heute im Kern bestehenden Konstellation zusammen fand. Da kam die feierliche Eröffnung des umgebauten evangelischen Gemeindehauses gerade recht . Sie fand 1990 in der Festhalle statt und auf Bitten der Veranstalter studierte die Gruppe den Schwank „Der Knopf im Klingelbeutel“ ein. Warum zur Eröffnung eines evangelischen Gemeindehauses ausgerechnet ein Stück gespielt wurde, welches im Umfeld eines katholischen Pfarrhauses spielte, ist aus der Retrospektive nicht mehr genau auszumachen. Jedenfalls war es gelebte Ökumene.

 

Die Theatergruppe, damals noch ohne Namen, schlüpfte unter das Dach der Kulturgemeinschaft und war eine der damals noch zahlreichen Arbeitsgruppen. In den Proben ging es vornehmlich darum, die schauspielerischen Ansätze der Spieler zu ergründen und an die Oberfläche zu holen. Persönlichkeitsbildung im besten Wortsinne: Körperübungen, oft angelehnt an Feldenkrais, Alexandertechnik oder Yoga, Stimmübungen, Spontanität und Klarheit in der Körpersprache bestimmten und prägen bis heute die Proben. In dieser Phase wurden wir auch durch Workshops unterstützt, u. a. mit Profischauspielern wie Arno Hermer und Marianne Jensen, die uns halfen, unseren Stil zu finden und die individuellen Möglichkeiten eines jeden zu entwickeln.

 

Ein Ergebnis dieser Arbeit war „Leben und Wandel am Obersee“, die Uraufführung eines Kulturprojektes am 16. Oktober 1993 in der Festhalle. Dieses Projekt der Kulturgemeinschaft sollte durch Sprache, Gesang und Bewegung zeigen, wo und wie wir leben, und was das ganz Besondere an Kressbronn ausmacht: der See, der Föhn, das Hinterland, die Baumblüte….Zusammen mit dem Liederkranz und der Jugendmusikschule, nach Texten von Joachim Hoßfeld und der Musik des Komponisten Erno Seifritz wurde das Ganze nach zweijähriger Vorbereitungszeit in Szene gesetzt. Dieses Klangbild war übrigens der einzige Vorschlag aus dem Land, der in der bundesweiten Ausschreibung des Instituts für Bildung und Kultur zum Zuge kam.

 

1994 folgte das Märchenstück „Der Goldene Brunnen“ nach dem Roman von Ottfried Preußler. „Ohne Wasser kein Leben“, mit diesem Satz begann das Märchen vom versiegten Brunnen. Wir spielten zunächst in der Aula und wagten uns anschließend erstmalig auf eine Bühne außerhalb Kressbronns: Bei den Theatertagen an der Bodenseeschule in Friedrichshafen hatten wir im April 1995 einen applausträchtigen Auftritt. Nach den stressartigen Erfahrungen mit der Bühnentechnik einer echten Theaterbühne, mit ihren diversen Vorhängen, Abgangs- und Auftrittswegen, Schaltern und Lichtquellen kehrten wir reumütig in unsere „Gucklochbühne“ in der Aula der Nonnenbachschule zurück und haben sie seither für abendfüllende Stücke nie mehr verlassen.

 

Am Ende einer längeren Aufführungspause boten wir im Mai 1997 mit „Mixed Pickles – was Sie noch nie sehen wollten und was Sie noch nie interessierte“ eine bunte Mixtur. Die Regie war inzwischen auf Caroline Lohmann-Herzog, einer Theaterpädagogin aus Neufrach übergegangen. Der Bogen der Sketche, Lieder und Stücke spannte sich von Loriot, Werner Finck und Ludwig Thoma bis zu den absurden Texten eines Jean Tardieu. Zum ersten Mal führten wir eine Tanzperformance auf – naturgemäß eine Herausforderung für die  feinmotorisch eher weniger begabten Männer – und zum ersten Mal kam die Bockleiter des Hausmeisters der Nonnenbachschule dabei zum Einsatz. Sie sollte noch so etwas wie das Lieblingsrequisit der Gruppe werden.

 

Ab nun wurde der Titel zum Namen der Gruppe. „Mixed Pickles“ ist aber nicht nur der Name sondern gewissermaßen auch Programm: Es steht seither für eine große Vielfalt unterschiedlicher Stücke mit hintergründigem Humor, manchmal nahe zur Absurdität, satirisch, manchmal sarkastisch oder nachdenklich, meistens heiter. Aber auch fetzige Boulevardstücke und englische Krimis gehören zum Spielplan.

 

Noch einmal spielten wir 1998 eine Aneinanderreihung von Szenen unter dem Titel „Vorbildliche Nahkampfszenen aus der Beziehungskiste“ bevor wir uns im Jahr 2000 der englischen Komödie „Verzeihung, Herr Premierminister“ widmeten, einer Verwechslungskomödie, die das Leiden und Lieben eines Politikers und seiner Kaste abseits der Öffentlichkeit auf die Schippe nahm. Im Frühjahr 2001 führten wir das Stück „Heiß und fettig“ auf: Ganz persönliche Geschichten aus der Sicht der Pommesbudenbesitzerin Penny von Menschen, die an der Autobahn zu einer kurzen Rast bei ihr anhalten.

 

Ein denkwürdiger Auftritt war unser Beitrag zur Eröffnung der neuen Bücherei. Nicht wegen des Anlasses selbst sondern wegen des Datums: es war der Abend des 11. September 2001. In Manhattan brannten seit Stunden die Twin Towers. Viele von uns und den Zuschauern standen unter Schock. War es angesichts dieser Tragödie angebracht, eine freche Performance aufzuführen? Wir taten es trotzdem – allerdings mit angezogener Handbremse.

 

In unserer Aufführung im Mai 2002 machten wir den Spitzenköchen der hiesigen Gastronomie Konkurrenz, hatten wir doch Szenen, Tanzeinlagen, Sketche rund um das Thema „Essen“ aneinandergereiht: „Der Mensch ist, was er ißt“, hieß dazu der Titel. Im Oktober boten wir in der Lände „Satire und Parodie von Feinsten“ (Orginalton Seepost) anlässlich des 25-Jahre Jubiläums der Kulturgemeinschaft.

 

Im Jahr darauf folgte ein Stück, das denen, die damals mitspielten, noch in allerbester Erinnerung ist: Bunbury von Oscar Wilde. Wunderschöne bunte Kostüme, eine geschliffene Sprache, bei der jedes Wort seine Bedeutung oder besser gesagt Doppelbedeutung hatte. Der Untertitel „“Es ist wichtig, Ernst zu sein“ weißt schon sprachlich auf die mannigfaltigen Verwechslungen hin und ganz nebenbei bekommt die blasierte englische Oberschicht ihr Fett ab. Oscar Wilde, 1854 in Irland geboren, verweigerte sich Zeit seines Lebens den Konventionen der viktorianischen Epoche.

 

Ein ganz besonderes Highlight dieses Jahres war unsere Performance im September anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Jumelage mit Maîche. Die große Feier mit vielen französischen Gästen fand an Bord eines Bodenseeschiffes statt. Auf einer improvisierten Bühne – je zwei Spieler hielten den Vorhang – präsentierten wir verschiedene Szenen und Stimmungen, die mit Worten unterlegt waren, die im (Süd-) deutschen und im Französischen dank unseres Napoleon’schen Erbes ähnlich sind, also z. B. Boulevard, Plafond, leger, Blamage, fatal... Nicht nur wir waren damals erstaunt, welch große Zahl an Wörtern zusammen kamen.

 

Der Spielrhythmus in der Aula der Nonnenbachschule hatte sich längst eingespielt: um die Jahreswende spielte die Hinterlandbühne, Ende April/Anfgang Mai spielten die Mixed Pickles. 2004 kam die Komödie „Liebling, ich bin da“ auf die Bühne, in der ein Paar die Midlife-Krise durch kreative Maßnahmen überwindet. Beim Sommernachtfest Ende Juli im Schlösslepark gaben wir die selbst einstudierte pantomimische Darbietung „Clowns im Kino“ zum Besten.

 

Im Jahr 2005 war es an der Zeit, dass wir unsere Liebe zur „Commedia dell‘ Arte“ entdeckten, eine Spielart, die sich im Italien des 16. Jahrhunderts entwickelte, und die als Stegreifkomödie mit fest definierten Typen und Masken beschrieben werden kann. Wieder kam die Bockleiter zum Einsatz, die Masken und Kostüme waren schrill, die Sprache blumig und die Geschichten einmal sentimental, das andere Mal gar schauerlich. Der Titel lautete:“ Argusaugen und eingelegte Herzen“. Weil es inhaltlich und terminlich passte, schaffte es das Kulturamt unter Lorenz Göser, unsere Aufführungen im Rahmen des Internationalen Bodenseefestivals „Spiritualität und Lebenslust“ laufen zu lassen. Dies machte sich u. a. dadurch bemerkbar, dass bei unseren Auftritten nunmehr auch Autos auf dem Parkplatz der Schule mit Kennzeichen aus Österreich und der Schweiz zu sehen waren.

 

In darauf folgenden Frühjahr 2006 ging es dem alt-ehrwürdigen William Shakespeare an den Kragen. Mit dem Stück „Was wollt Ihr mehr“ gaben wir seiner klassischen Komödie „Was Ihr wollt“ einen frechen, neuen Anstrich. Was sich nicht veränderte, waren die Intrigen, die Frauen in Männerkleidung und das ewige Karussell der Liebe und Leidenschaften. Ebenfalls eine etwas abgewandelte Form des Orginals kam mit „Alles nur Theater“ im Jahr darauf auf die Bühne. Es handelte sich bei dem Publikumsrenner um den Stoff des Musicals „My fair Lady“.

 

Ein Mordsvergnügen für die Zuschauer und die Truppe war der schwarzen Humor von der Insel in dem Stück „Noch ein Löffel Gift, Liebling“ Anfang Mai 2008. Ein Paar im reifen Alter aus der englischen High Society findet sich anlässlich eines Kuraufenthaltes in Brighton. Er hat bereits 6 Ehen hinter sich. Alle Ehefrauen starben auf unerklärliche Weise. Sie hat ebenfalls 6 Ehen durchlebt; ihre Gatten starben ebenfalls alle. Bei dieser charakterlichen Prägung der beiden steht auch die siebente Ehe unter einem ungünstigen Stern…Es blieb die Erkenntnis, dass Heiraten tödlich sein kann und dass es selbst auf der Insel keinen pflichtbewussteren Butler geben kann, als den in unserem Stück.

 

Ende des Jahres 2008 übernahm Ute Dittmar, Theaterpädagogin und Schauspielerin aus Isny, die Regiearbeit. Unsere schauspielerische Ausrichtung bekam neue Impulse und die erste gemeinsame Produktion hieß im Frühjahr 2009: „Nachtgeschichten -Träume, Alpträume und andere Reportagen“, die in der – überraschenden - Erkenntnis mündete, dass die Nacht nicht allein zum Schlafen da ist.

 

Im Jahr 2010 gab es mit den Stück „Chefcocktail“ wieder reichlich schwarzen Humor. Irgendwann im Verlauf des Stückes musste sich die Spielerin, die zu diesem Zeitpunkt alleine auf der Bühne war, jemanden aus dem Publikum holen, um den offensichtlich toten Firmenchef in einer Kiste verschwinden zu lassen. Als sie den Bürgermeister Kressbronns unter den Zuschauern entdeckte, zögerte sie keine Sekunde, diesen für diesen Job auf die Bühne zu holen. Die örtliche Presse fragte sich anderntags, ob wohl noch mehr „Leichen" im Keller des Rathauses zu finden seien.

 

„Gauner, Geld und Gabelstapler“ hieß die Produktion des Jahres 2011; sie war die Antwort der Mixed Pickles auf die Finanzkrise: zwei Gauner überfallen eine Bank. Sie sind jedoch zu spät, denn die Bank ist leergeräumt – sie ist pleite gegangen. Was schon Bert Brecht vor vielen Jahren erkannte - Der Bankraub ist eine Initiative von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank“, setzen sie anschließend in die Tat um. Die Geldscheine, die wir für dieses Stück entworfen hatten, hatten das Zeug, um in Kressbronn zur Parallelwährung zu werden. Das Theaterjahr wurde abgerundet durch einen Theaterwerkstatt im Rahmen der Spielestadt, einen Loriot-Sketch bei der Jahresversammlung des Bürgerkontakt und einen Auftritt beim Kultur-Gala-Abend „10 X 10“ des Kulturbüros.

 

Eine Herausforderung an Regie, Spieler und Bühnentechnik stellte 2012 das Einstudieren des Stückes „Hotel zwischen zwei Welten“ des zeitgenössischen, französischen Autors Eric Emanuel Schmitt dar. Dieses Hotel irgendwo zwischen Himmel und Erde ist Schauplatz eines – wie es scheint – zufälligen Treffens illustrer Typen, die alle ein gemeinsames Schicksal eint. Auf der Erde ringen sie mit dem Tod -eine tödliche Krankheit, ein schwerer Autounfall, Alkohol – hier im Hotel sind sie jedoch befreit von allen Schmerzen. Die Frage wie es weitergeht, wenn es auf der Erde zu Ende gehen sollte, sorgt für intensive, spannende Gespräche. Noch nie hatte die Truppe so viel in die Vorbereitung investiert, aber auch noch nie stellte sich bei uns Spielern eine derart tiefe Befriedigung ein angesichts einer gelungenen Inszenierung und eines Stückes, welches derart existenzielle Fragen aufwirft. Bei der ersten Kulturnacht im Herbst wiederholten wir im Foyer eine Szene aus einer früheren Produktion mit dem Titel „Nachtschicht“. Die menschlichen Organe – dargestellt von Spielern – müssen eine Nachtschicht einlegen, weil sich ihr körperlicher Vorgesetzter zu später Stunde wieder mal am Kühlschrank vergreift. Sie sind „not amused“  über diese späte Störung und kommentieren dies auch entsprechend.

 

Das Stück des Jahres 2013, „Zieh‘ den Stecker raus, das Wasser kocht“ von Ephraim Kishon, war eine opulent inszenierte, turbulente Komödie, die um die Frage kreiste, was ist Kunst? Dass letztendlich eine aus der Not geborene Hausinstallation des völlig unbekannten Malers Raphael, bestehend aus Tisch, Stuhl, Teekanne und von der Decke hängendem Kabel, im Pariser Kulturbetrieb Furore macht, ist die bitterböse, humorvolle Abrechnung von Kishon mit dem modernen Kulturbetrieb und dessen kommerziellen Zwängen. Im Herbst veranstalteten wir eine öffentliche Theaterwerkstatt für alle, die ihr brachliegendes spielerisches Talent ausprobieren wollten.

 

Was seit 62 Jahren in London jeden Abend die Theaterbesucher begeistert, muss auch in Kressbronn funktionieren! Das sagten wir uns, als wir uns als wir uns entschieden hatten, den Klassiker „Die Mausefalle“ von Agatha Christie einzustudieren und Anfang Mai 2014 zu präsentieren. Die Kressbronner taten das, was die Londoner tun, sie kamen, fieberten und rätselten mit und – sagten es anschließend nicht weiter, wer der Mörder gewesen war.

 

Auch bei der zweiten Kulturnacht beteiligte sich die Gruppe wieder. In dem Einakter „Showdown“ wird die Theaterarbeit persifliert: Ein zunächst schüchterner Schauspielschüler nimmt bei der Aufnahmeprüfung zur Schauspielschule den Lehrern immer mehr das Heft aus der Hand und dirigiert zunehmend und erfolgreich das Vorgehen auf der Bühne.

 

2015 entschieden wir uns dazu, anlässlich des Jubiläums eine bunte Revue zu erarbeiten: „Mixto(o)ur – 25 Jahre Mixed Pickles“ Wir gruben frühere Szenen und Sketche wieder aus, studierten Performances neu ein und untermalten das Ganze mit viel peppiger Musik. Auch unser wichtiges Requisit, die Leiter der Nonnenbachschule, kam wieder zu einem Einsatz. Die Schwäbische Zeitung kommentierte „Unter der bewährten Regie von Ute Dittmar zeigt die eingeschworene Truppe, dass sie alle echte Allrounder sind. Ob sie spielen, singen oder tanzen, ob sie mit Szenen aus einer Commedia dell’Arte zu den Anfängen des europäischen Lustspiels nach Italien gehen oder temperamentvoll fürs Show Business werben: Egal, in welche Rolle sie schlüpfen, sie sind in vielen Genres zu Hause."

 

Die Spielfreude hat uns also offensichtlich auch nach 25 Jahren noch nicht verlassen. Wir hatten in all den Jahren auch einen guten Schutzengel. Nicht nur dass es keinen Reinfall bei den Stücken gab, es grenzt auch an ein Wunder, dass es bei keiner Aufführung zu krankheitsbedingten Ausfällen kam, obwohl das angesichts von Hexenschuss, Gichtanfällen, Rippenbrüchen etc. nicht selten drohte. Darüber hinaus wurden wir stets durch treue Helfer unterstützt. Hierzu zählen neben den Unterstützern bei Kartenverkauf, Kulissenaufbau, Pausenversorgung auch Reiner Marquardt, Thomas Lay und vor allem Michael Schäke, die als Filmemacher ab 2002 unsere Aufführungen auf professionellem Niveau gefilmt haben.

 

Was sich über 25 Jahre nicht verändert hat, ist das befriedigende Gefühl, wenn nach langen Proben, in denen von unserer Regisseurin am Detail, am Ausdruck, an der Bewegung, gefeilt wurde, eine Szene endlich präsentabel ist. Oder die Genugtuung, wenn unser Beleuchter und Techniker – sonst einer unserer schärfsten Kritiker - uns das Gefühl gibt, dieses Mal könnte es was werden mit der Premiere. Das Gefühl von Teamgeist, angesichts des geschäftigen Treibens in der Aula vor der Generalprobe. Da werden Kabel verlegt, Bilder aufgehängt, Sprechproben gemacht, ältere Herren um Jahre jünger geschminkt, Requisiten gesucht und schließlich gefunden. Der Nervenkitzel, wenn sich die Aula mit Zuschauern füllt und wir Spieler hinter den Vorhang auf den Beginn warten. Das Lampenfieber beim Auftritt, der verzweifelte Blick der Souffleuse, wenn in der Premiere ein Spieler ganze Textabschnitte durcheinander wirft, so dass jegliches Einsagen zwecklos ist. Nichts ist an einem Theaterabend schöner, als das motivierende Lob der Regisseurin, das schon in der Pause beginnt, der Applaus des Publikums und später eine wohlwollende Rezension in der Presse.

 

Und so soll es noch viele Jahre bleiben.

 


Mixed Pickles - die Theatergruppe der Kulturgemeinschaft Kressbronn